Neon Birds | Rezension

Keine Menschen und keine Maschinen. Wie ich. Die Stadt ist menschenleer und gleichzeitig voll von Existenzen. Voll von mir: einem Gedanken, zu groß für den Verstand.

Marie Graßhoff

Informationen zum Buch

Titel: Neon Birds | Autor: Marie Graßhoff | Genre: Science Fiction| Verlag: Lübbe | Anzahl Seiten: 461 | Erscheinungsdatum: 27.11.2019 | ISBN: 978-3-404-20000-9| Preis: 15,00 (Paperback)

Klappentext

Es ist das Jahr 2101. Ein außer Kontrolle geratener technischer Virus verwandelt Menschen in hyperfunktionale Cyborgs, die dem Willen der künstlichen Intelligenz KAMI gehorchen. In Sperrzonen eingepfercht, werden sie von Supersoldaten bekämpft, die man weltweit als Stars feiert. Doch die Mauern beginnen zu bröckeln. Sekten beten KAMI als Maschinengott an. Und während der Kampf zwischen Menschheit und Technologie hin und her wogt, versuchen vier junge Erwachsene, den Untergang ihrer Zivilisation zu verhindern …

Quelle: https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/buecher/science-fiction-romane/neon-birds/id_7419966


Wenn ich das Buch mit 3 Worten beschreiben müsste…

Suchtgefahr

spannend

anders


Meine Meinung

Heute habe ich eine Rezension für euch zu einem Buch, das ganz besonders ist. „Neon Birds“ von Marie Graßhoff ist ein Buch, das hier bei mir ganz unbedingt besprochen werden muss! Vielen lieben Dank an dieser Stelle nochmal an Bastei Lübbe für ein wundervolles Überraschungspaket!

Mein Ziel mit dieser Rezension ist es, Leute dazu zu bringen, Science Fiction zu lesen – auch, wenn ihnen das Genre nicht unbedingt zusagt. Science Fiction und ich stehen auch in einem ziemlich schwierigem Verhältnis zueinander: mal mögen wir uns und manchmal gar nicht. Und auch, wenn „Neon Birds“ in die Science Fiction Kategorie fällt, wünsche ich mir, dass niemand das Buch in eine Schublade steckt. „Neon Birds“ ist sonderbar, einzigartig und unglaublich.

Marie entführt ihre Leser mit „Neon Birds“ in eine Welt, wie sie in 82 Jahren aussehen könnte – und zum ersten Mal kann ich mit der Vorstellung von der Zukunft, wie sie ein Autor für sein Buch geschaffen hat, mitgehen. Die Autorin schreibt, als wüsste sie, wie es wirklich in einigen Jahren um die Menschheit stehen wird und hat das absolut großartig gemeistert. Die Fortschritte, die wir in der Technologie machen werden erscheinen mir fantastisch und nachvollziehbar umgesetzt und das ganze Setting an sich ist einfach klasse: Deutschland kämpft gegen die Wüstenentwicklung, Sibirien gleicht einer saftig grünen Wiese und die Städte überwuchern vor Pflanzen, da die Züchtung den Bewohnern Prämien einbringt. Auf tierische Produkte wird zum Großteil verzichtet und viel mehr – zwischen den Seiten gibt es zahlreiche Details zu entdecken.

Den abgedrehten, coolen Catch bekommt die Geschichte zum Einen durch KAMI – ein technischer Virus, der Mensch und Tier befällt und aus ihnen die sogenannten Mojas macht: stark, gefühllos und undurchschaubar. Ein bisschen wie Zombies, aber mindestens doppelt so cool! Damit sie der Menschheit nicht schaden können, hat man sie hinter dicke Mauern in verschiedene Sperrzonen gesteckt – diese haben inzwischen die Hälfte der bewohnbaren Erdoberfläche eingenommen und scheinen die Mojas zunehmend nicht sonderlich zu beeindrucken…

Aspekt número zwei, der das Buch so toll macht, sind die Charaktere. Eine Geschichte kann noch so gut sein, aber wenn die Charaktere nicht passen, sind bei mir Hopfen und Malz verloren. Und auch an dieser Stelle hat Marie bewiesen, dass sie es einfach drauf hat!

Wie viele andere habe ich Marie schon lange vorher über Instagram verfolgt und so auch einiges zu ihrer Arbeit an dem Buch mitbekommen. Was dort schon deutlich wurde, hat sich im Buch in jeder einzelnen Zeile bemerkbar gemacht: Marie LEBT für diese Geschichte. Dass ihr die Idee vom Supersoldaten am Herzen liegt, sieht man in ihrem Schreibstil, in den wunderbaren Zeichnungen der Charaktere, die sie hat anfertigen und im Buch abdrucken lassen, in jedem Dialog und in jedem Wort. Jeder Satz scheint mit äußerster Sorgfalt gebaut und jeder Charakter bis ins kleinste Detail durchdacht zu sein. „Neon Birds“ wird in ständigem Wechsel von den vier Protagonisten Okijen, Andra, Flover und Luke erzählt, die alle ihre Besonderheiten haben, die sie zu liebenswerten und verletzlichen, nicht ganz perfekten Personen machen. Dadurch, dass sie alle mit mehr oder weniger „normalen“ Problemen zu tun haben, fällt es besonders leicht, das Herz an sie zu verlieren. Vor allem Okijen und Flover haben sich einen Platz in meinem Herzen erschlichen, doch selbst die Nebencharaktere haben alle ihren Charme, der sie interessant macht. Ich persönlich würde liebend gerne noch einiges über Alaska erfahren und hoffe, dass sich da in der Fortsetzung „Cyber Trips“ die Möglichkeit ergibt…

Die Autorin hat ein Händchen dafür, Spannung aufzubauen. Marie Graßhoff hat mich schon mit dem ersten Kapitel von sich überzeugt, doch dass sie eine gewaltige Handlung aufbauen kann, habe ich dann erst im Verlauf der Geschichte gemerkt. Bei einer Geschichte von Cyborgs, deren Virus sich durch das bloße Aufhalten in deren Nähe übertragen kann, hatte ich von Beginn an so meine Vermutungen, in welche Richtung sich die handlung entwickeln würde. Wider Erwarten habe ich die meisten Ereignisse überhaupt nicht kommen sehen und schwupps – da hatte ich nur noch 100 Seiten übrig! Vor allem auf den letzten Kapiteln des Buches wurde es immer spannender und ich habe mit jedem Charakter gelitten, habe gesehen, wie Hoffnungen zunichte gemacht und Freude im Keim erstickt wurde. Mit dem Ende bin ich überhaupt nicht zufrieden – wie soll ich denn nur warten, bis der zweite Teil erschienen ist?! Bis März dauert es doch noch so lange!


Mein Fazit

Marie Graßhoff hat mit „Neon Birds“ ein Buch geschaffen, dass mich von der ersten bis zur letzen Seite zum Staunen bringen und begeistern konnte. Ich bin immer noch ganz gefesselt von dieser neuartigen und absolut anderen Geschichte und kann es kaum erwarten, zu erfahren wie es weiter geht! Das Buch ist mit Sicherheit nicht nur für Science Fiction Leser und kann auch Menschen unterhalten, wenn nicht sogar begeistern, die sich normalerweise in anderen literarischen Gefilden aufhalten. Ein ganz klares Jahreshighlight von mir!


Meine Bewertung: 5/5 ⭐

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