Man kann einen Speer als Wanderstab nutzen, aber das ändert nichts an seiner Natur.
Madeline Miller
Informationen zum Buch
Titel: Das Lied des Achill | Autor: Madeline Miller | Genre: Belletristik | Verlag: Eisele Verlag | Anzahl Seiten: 416 | Erscheinungsdatum: 28.02.2020 | ISBN: 9783961610822 | Preis: 16,99€ (Klappenbroschur)
Klappentext
Achill, Sohn der Meeresgöttin Thetis und des König Peleus, ist stark, anmutig und schön – niemand, dem er begegnet, kann seinem Zauber widerstehen.
Patroklos ist ein unbeholfener junger Prinz, der nach einem schockierenden Akt der Gewalt aus seinem Heimatland verbannt wurde. Ein Zufall führt die beiden schon als Kinder zusammen, und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto enger wird das Band zwischen ihnen. Nach ihrer Ausbildung in der Kriegs- und Heilkunst durch den Zentauren Chiron erfahren sie vom Raub der Helena. Alle Helden Griechenlands sind aufgerufen, gegen Troja in den Kampf zu ziehen, um die griechische Königin zurückzuerobern. Mit dem einzigen Ziel, ein ruhmreicher Krieger zu werden, nimmt Achill am Feldzug gegen die befestigte Stadt teil.
Getrieben aus Sorge um seinen Freund, weicht Patroklos ihm nicht von der Seite. Noch ahnen beide nicht, dass das Schicksal ihre Liebe herausfordern und ihnen ein schreckliches Opfer abverlangen wird.
Quelle: https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/das-lied-des-achill-9783961610822.html
Wenn ich das Buch mit 3 Worten beschreiben müsste…
sprachgewaltig
rein
ergreifend
Meine Meinung
Hach, ihr Lieben…letzte Woche habe ich ein Buch beendet, das mir das Herz gebrochen hat. Seit letztem Donnerstag, seitdem ich die letzten Seiten von „Das Lied des Achill“ gelesen habe, bin ich in einer melancholischen Grundstimmung, starre wehmütig ins Nichts und bin in Gedanken immer noch bei Achill und Patroklos. Es ist ohne Zweifel ein Jahreshighlight, und in der heutigen Rezension möchte ich euch erklären, warum.
Vielleicht ist es gut zu wissen, dass ich mich sehr für die griechische Mythologie interessiere, seitdem ich einst die Götterleuchten Reihe von Jennifer L. Armentrout gelesen habe. Die Reihe beinhaltet meine Lieblingsbücher und hat bleibenden Eindruck hinterlassen, weshalb mich Götter, Mythen und Sagen aus Griechenland von nun an sehr begeistern.
Bei „Das Lied des Achill“ handelt es sich um eine Neuerzählung von den kämpferischen Heldentaten des Achilles aus Homers „Ilias“, welches einen Abschnitt des trojanischen Krieges schildert. Das Besondere an Madeline Millers Werk ist nun, dass die Geschichte nicht aus der Sicht von Achilles (im Buch Achill) selbst, sondern aus der Perspektive von Patroklos erzählt wird. Dieser war in der Originalvorlage der Waffenbruder und beste Freund von Achilles, wobei man sich nie einig war, ob auch von einer romantischen Beziehung die Rede sein könnte. Genau diesen Gedanken hat Madeline Miller aufgegriffen und dem Buch somit auch einen wundervollen Hauch Romantik verliehen.
„Das Lied des Achill“ ist in erster Linie eine Erzählung aus der griechischen Mythologie. Doch es ist auch eine Geschichte, in die ich mich mit Herz und Seele habe fallen lassen – eventuell zu tief, denn es hat mir wahrhaftig das Herz gebrochen.
Es ist eine Geschichte von zwei Kindern, die sich begegnen und gemeinsam zu erwachsenen Männern heranwachsen. Man begleitet Achill und Patroklos vom zarten Kindesalter an und scheint zu verstehen, wie sie sich langsam immer näher kommen und ein starkes Band zwischen ihnen entsteht, das niemals zu zerreißen droht. Die tiefe Verbindung, die sie teilen, wächst von Jahr zu Jahr, bis sie unzertrennlich sind und man das als Leser auch wirklich spüren kann. Gerade weil man die beiden über einen so langen Zeitraum hinweg begleitet, kann man ihre Charakterentwicklung und ihre Handlungsweisen besser nachvollziehen, auch wenn man vielleicht anders denkt als sie. So habe ich mehr als einmal den Kopf über Achills Verhalten schütteln müssen und war sehr oft nicht ganz einverstanden mit dem, was er tut, konnte aber dennoch darüber hinwegsehen und habe mir gesagt: „So ist er eben.“ – auch er ist nicht unfehlbar, sondern ein Mensch.
Ich habe sein Handeln als menschlich gesehen und ihn als Person auch verletzlicher wahrgenommen, was ich einzig und allein Patroklos zu verdanken habe.
Patroklos, der rein und klar ist. Der mit ganzem Herzen ohne Bedingung liebt und lebt. Der Achill stets begleitet und sich um ihn sorgt. Für mich ist Patroklos der wahre Held dieser Geschichte, zumindest auf emotionaler Ebene. Er ist inspirierend, nachdenklich und rein. Ganz genau so erzählt er auch die Geschichte von Achill – rein und klar, aber auch sprachgewaltig. Madeline Miller hat einen sehr klaren Schreibstil gewählt und so verzichtet Patroklos in seinen Schilderungen auf lange und breite Beschreibungen, doch er wählt bewusst und präzise Worte, die das Gegebene perfekt einfangen. Besonders schön fand ich die Verwendung von Vergleichen, um Situationen aus Patroklos‘ ganz eigener Sichtweise zu erleben. Es geht weniger um das, was passiert, als vielmehr um Patroklos‘ eigene Stimmungen und Gefühle.
Klar ist, dass man sich auf die Atmosphäre der griechischen Mythologie einlassen muss, um diese Geschichte zu lesen und zu lieben. Doch wem das gelingt und wer auch den leicht anspruchsvollen Stil würdigt, der wird belohnt: Mit einer so schönen Liebesgeschichte, dass das eigene Herz schmerzt. Mit reinen Gefühlen, die ins Herz treffen. Mit Tragik, Lehren und Weisheiten.
Dem einen oder anderen mag die Geschichte bzw. das Leben des Achill bereits bekannt sein, doch selbst, wenn man bereits weiß, was passieren wird, bietet „Das Lied des Achill“ ganz viel Spannung, Sensibilität und Gefühl. Ich wollte zeitweise gar nicht weiterlesen, weil ich nicht wusste wohin mit meinen Gefühlen, da sie zu überwältigend waren. Andererseits wollte ich mich auch immer tiefer in diese alte Welt, in die Welt der Götter, Helden und Prophezeiungen stürzen und Patroklos und Achill begleiten.
Letztendlich bin ich einfach nur begeistert. Ich bin begeistert davon, wie eine so lange Geschichte in dieses eine Buch gepackt werden kann. Ich bin begeistert davon, wie echt mir all die Gefühle und Charaktere erschienen und davon, wie schön der Schreibstil war. Und die Geschichte.
Ja, es ist auch eine Erzählung vom trojanischen Krieg. Vielmehr ist es aber eine Geschichte von zwei jungen Menschen, die sich lieben und nicht ohne den anderen leben wollen.
„Das Lied des Achill“ ist wirklich etwas Besonderes. Ich kann es mit nichts anderem vergleichen und würde es jedem ans Herz legen, der eine ergreifende, wunderschöne Geschichte lesen und sich eventuell auch das Herz brechen lassen will. Man muss nicht zwingend Fan der griechischen Mythologie sein, denn ich denke, spätestens nach diesem Buch will man mehr über all die bestehenden Sagen, Götter und Helden herausfinden.
Mein Fazit
„Das Lied des Achill“ hat mich ins Herz getroffen – Mit all der Sprachgewalt, Sensibilität und Tragik, die die Geschichte zu bieten hat. Ich habe hier ein literarisches Schmuckstück gefunden, das mich wahnsinnig emotional gemacht hat und unvergleichlich ist. Madeline Miller erzählt aus dem Leben von Patroklos und Achill mit Authentizität, Ästhetik und ganz viel Hingabe – ein Muss für alle Fans der griechischen Mythologie und für alle, die auf der Suche nach einem ganz besonderen Buch sind.