Wir alle haben das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, nichts als Zuschauer zu sein. Wir alle fühlen uns in die Welt geworfen. Aber ich glaube, dass es unsere Selbstwahrnehmung ist, die uns zu einem Jemand macht.
Amy Harmon
Informationen zum Buch
Titel: A Different Blue | Autor: Amy Harmon | Genre: New Adult | Verlag: LYX | Anzahl Seiten: 446 | Erscheinungsdatum: 25.06.2021 | ISBN: 978-3-7363-1492-4 | Preis: 12,90€ (Paperback)
Klappentext
Die 19-jährige Blue Echohawk hat nur ein Ziel: herausfinden, wer sie wirklich ist. Von ihrer Mutter als Kleinkind am Straßenrand zurückgelassen, ist Blue in dem schmerzhaften Glauben aufgewachsen, ganz allein auf der Welt zu sein. Sie spürt, wie ihr Leben ihr jeden Tag ein bisschen mehr zu entgleiten droht. Doch dann trifft sie auf ihren neuen Geschichtslehrer Darcy Wilson. Er ist jung, hat einen coolen britischen Akzent und eine ansteckende Leidenschaft für sein Unterrichtsfach. Darcy ist der erste Mensch, der an Blue glaubt und hinter ihre abweisende Fassade blickt. Aber Blue und Darcy wandern auf einem schmalen Grat. Denn während sich die beiden einander immer mehr öffnen, wissen sie auch, dass eine Liebe zwischen ihnen unmöglich ist …
Quelle: https://www.luebbe.de/lyx/buecher/new-adult/a-different-blue/id_8158044
Wenn ich das Buch mit 3 Worten beschreiben müsste…
melancholisch
menschlich
intim
Meine Meinung
Hallihallo! In letzter Zeit sehnt sich mein Herz nach gefühlvollen Geschichten voller Melancholie. Nach Geschichten, die mich ganz wehmütig machen, mir eine Gänsehaut bescheren und vielleicht sogar eine Träne entlocken. Vor Kurzem habe ich „A different blue“ beendet und ich mag zwar erwartet haben, dass die Geschichte eher still und ernst wird – jedoch nicht, dass sie mich so in ihren Bann ziehen würde.
In „A different blue“ begleiten wir Blue. Blue, die sich verloren in der Welt fühlt und wissen möchte, wer sie wirklich ist. Blue, deren Leben schon in den ersten Anfängen einige dramatische Wendungen genommen hat. Blue, die einfach nur glücklich sein möchte, aber nicht weiß, wie das geht.
Ich würde „A different Blue“ einerseits als Liebesgeschichte betrachten. Es geht um eine ganz sonderbare Beziehung zwischen zwei Menschen, die durch mehrere Zufälle zusammengebracht werden, doch es ist vielmehr eine Geschichte vom Leben und davon, wie man herausfindet, wer man sein möchte. Es geht um Schicksalsschläge, Freundschaft, um die Macht eigener Entscheidungen, um das Licht in der Dunkelheit, um Kribbelmomente zwischen zwei Menschen und darum, mit sich selbst Frieden zu schließen. Ich habe noch nie zuvor ein Buch von Amy Harmon gelesen, doch dieses hier hat mich wirklich umgehauen. Die Geschichte von Darcy und Blue hat mich mitgerissen, ich wollte unbedingt herausfinden, ob die beiden jemals zueinander finden werden. Ich wollte wissen, ob Blue glücklich wird.
Hätte die Geschichte von Darcy und Blue eine Farbe, so wäre es niemals eine einzige, sondern eine Palette aller Schattierungen von Blau. Ob Himmelblau oder Blassblau, stets wird „A different blue“ von einem melancholisch anmutenden Schleier überdeckt, der der Geschichte die nötige Wehmut verleiht. Ich habe mich ein bisschen zwischen den Seiten verloren, bin traurig geworden und habe mitgelitten, war teilweise sogar wahrlich entsetzt und hier und da schmerzte es, Wahrheiten zu lesen, die ich einfach nicht glauben konnte.
Viele Sätze schmerzten sehr, weil Amy Harmon weiß, wie sie ihre Leser mitten ins Herz trifft. Sie wählt jedes Wort mit Bedacht, als hätte sie vorher unzählige Stunden damit verbracht, herauszufinden, wie sie sich anfühlen, verwendet wunderbare Metaphern und Neologismen, verwandelt Sprache in eine Kunst und lässt mein poetisches Herz voller Freude zurück. Allein wegen des Schreibstils freue ich mich schon auf andere Werke der Autorin.
Neben Amy Harmons Schreibstil ist es allen voran das Beziehungsgeflecht, das „A different blue“ definitiv lesenswert macht.
Wenn ich Blue im echten Leben auf der Straße begegnet wäre, hätte ich wahrscheinlich nicht gedacht, dass sich hinter ihrer Fassade ein wunderbarer, unsicherer Mensch versteckt. Ich hätte keine sonderlich hohe Meinung von ihr gehabt und sie recht schnell für das verurteilt, was ich von außen sehe. Doch „A different blue“ lehrt, dass es mehr als nur das Äußere eines Menschen ist, was ihn ausmacht. Zu Beginn des Buches war sie mir eher unsympathisch und ich hatte Angst, während des Lesens die gesamte Zeit über eine Protagonistin zu begleiten, die ich gar nicht mag. Doch dann habe ich ihr eine Chance gegeben und gesehen, wie viele Gedanken, Gefühle und Ideen sich hinter ihrer Fassade verbergen. Ich denke, dass sie ein unfassbar starker, bewundernswerter Mensch ist und wollte sie gerade deshalb immer wieder in den Arm nehmen, weil sie so, so viel durchgemacht hat.
Und dann hätten wir da noch Darcy bzw. Mr. Wilson, der mich schon in seiner ersten Geschichtsstunde verzaubert hat. Seine Liebe zur Geschichte und zum Unterrichten war wirklich ansteckend, doch obwohl er seine Prinzipien hat und den einen oder anderen Fehler macht, konnte ich gar nicht anders als ihn zu lieben.
Darcy und Blue sind ein zunächst sehr ungleiches Paar. Sie sind zwei Menschen, die sich zufällig begegnen – in Positionen, durch die sie lediglich Schülerin und Lehrer bleiben sollten. Doch Darcy hat ein weiches Herz, das sich für die unerschütterlich wirkende Blue öffnet und sie nicht so schnell wieder loslassen kann.
Als ich wusste, dass ich es hier mit einer Lehrer-Schüler-Geschichte zu tun bekomme, habe ich mich schon auf ganz viel Drama gefasst gemacht: Sie müssen ihre Gefühle vor der Öffentlichkeit verbergen, es gibt heimliche Küsse in leeren Klassenräumen und irgendwann entdeckt sie jemand zufällig und beide stehen mit einem Mal im Büro des Schuldirektors.
Doch nichts dergleichen geschah.
„A different blue“ ist vieles, doch sicherlich keine simple Schüler-Lehrer-Liebesgeschichte. Was zwischen diesen beiden Protagonisten steht, ist anfangs längst nicht romantisch. Blue und Darcy kommen sich extrem langsam nahe und dadurch, dass die Handlung sich über einen sehr langen Zeitraum erstreckt, schwindet auch der Rollenkonflikt mit der Zeit. Noch dazu wandelt sich Darcys Rolle in Blues Leben: Der anfängliche Lehrer wird zunächst ihr Vertrauter, dann ein guter Freund und irgendwann vielleicht auch mehr. Man kann nicht leugnen, dass da definitiv ein Kribbeln in der Luft liegt und man wünscht sich als Leser geradezu sehnlich, dass da irgendwann mehr passiert, aber besonders toll sind die intimen Momente, die Darcy und Blue miteinander teilen. Die tiefgründigen Gespräche und gegenseitigen Offenbarungen sind so so viel mehr wert als körperliche Nähe, und das übermittelt die Geschichte wunderbar. Obwohl die Handlung bereits in der High School beginnt, habe ich den Eindruck, dass man es hier mit einer sehr erwachsenen New Adult Geschichte zu tun hat.
Mich hat „A different blue“ begeistert. Ich war traurig, glücklich, erleichtert, voller Mut und Hoffnung, ängstlich, einsam, bestürzt, entsetzt, verzaubert und inspiriert. Lediglich am Ende hätte ich mir ein klein wenig mehr gewünscht – aber das auch nur, weil ich Darcy und Blue noch nicht so schnell gehen lassen wollte.
Mein Fazit
„A different blue“ ist ein besonderes, melancholisches und emotionales New Adult Buch, das vom Leben voller Ungerechtigkeiten, Schicksalsschläge und der Suche nach Glück erzählt. Mit Darcy und Blue begleitet man zwei wunderbare, menschliche und authentische Charaktere, die Fehler machen und mit ihnen wachsen, zueinander finden und zeigen, was Intimität, Geborgenheit und Vertrauen wirklich bedeuten. Ich bin wahrlich verzaubert.