Quiet Girl | Rezension

In allem, was ich tue, suche ich immer nach einer tieferen Bedeutung. manchmal fürchte ich, immer weiter zu suchen, ohne je etwas unter der Oberfläche zu finden. Und dass ich den Rest meines Lebens nach etwas suche, das es nicht gibt.

Debbie Tung

Informationen zum Buch

Titel: Quiet Girl | Autor: Debbie Tung | Genre: Jugendbuch/Graphic Novel | Verlag: Loewe | Anzahl Seiten: 184 | Erscheinungsdatum: 12.01.2022 | ISBN: 978-3-7432-1079-0 | Preis: 15,00€ (Hardcover)

Klappentext

Debbie geht nicht gerne unter Leute. Sie schreibt lieber Textnachrichten als zu telefonieren und steht auf Partys immer abseits. Ein perfekter Tag ist für Debbie, wenn es draußen regnet und sie mit einer Tasse Tee und einem Buch auf dem Sofa liegen kann. Natürlich fragt sie sich, ob etwas mit ihr nicht stimmt. Aber sie ist eben einfach glücklich mit sich selbst. Und mit Jason, der sie so akzeptiert, wie sie ist. Auch ohne viele Worte. Was soll daran verkehrt sein? 

Quelle: https://www.loewe-verlag.de/titel-737-737/quiet_girl-10170/


Wenn ich das Buch mit 3 Worten beschreiben müsste…

kurzweilig

liebevoll

herzerwärmend


Meine Meinung

Ihr Lieben, heute möchte ich den Tag nutzen, um ein weiteres Buch zu rezensieren, das mich durch die nun endlich überstandene Klausurenphase begleitet hat: “Quiet Girl – Geschichten einer Introvertierten” von Debbie Tung. Seit Anfang des Jahres hat der Loewe Verlag nun auch das Label “Loewe Graphix”, unter dem Graphic Novels veröffentlicht werden. Ich persönlich LIEBE Graphic Novels und freue mich, dass solch tolle, besonders gestaltete Geschichten nun auch einen Weg nach Deutschland gefunden haben. Vielen herzlichen Dank an den Loewe Verlag für das Rezensionsexemplar!

“Quiet Girl” ist eine Sammlung zahlreicher kleiner Comics, die alltäglichen Situationen aus dem Leben von Debbie Tung, der Illustratorin, entsprungen sind. Sie alle beschäftigen sich mit einem Grundthema: Das Leben als introvertierte Person. Ich war dafür Feuer und Flamme, weil ich selbst – wie sehr viele bücherlesende Menschen – introvertiert bin. Ich genieße es, mit mir allein zu sein, habe eine tiefere Gedankenwelt als es nach außen scheinen mag und halte von großen Events mit vielen Personen nicht allzu viel. Vor ein paar Jahren habe ich geglaubt, damit allein zu sein, nicht in das Gesamtbild der gewünschten Gesellschaft zu passen und generell irgendwie verkehrt zu sein. Heute, insbesondere nachdem ich Teil der Bookstagram Community wurde, weiß ich, dass am Introvertiert-Sein absoluten nichts Falsches ist. Es ist genau so normal, wie andere Menschen extrovertiert sind. Und inzwischen bin ich tatsächlich sehr glücklich damit, wie ich bin und wie ich Dinge um mich herum wahrnehme. Doch bis dahin hat es seine Zeit gebraucht.

“Quiet Girl” zeigt genau das: Dass es okay ist, introvertiert zu sein. Dass man nicht seltsam, verkehrt oder gesellschaftlich untauglich ist, wenn man einen gemütlichen Abend daheim einer Party vorzieht. Dass es normal ist, wenn man lieber für sich ist und gerne nachdenkt. 

Das Buch vermittelt wahnsinnig viele verschiedene Alltagssituationen, denen man sich als introvertierte Person stellen muss und die für die eher in sich gekehrten Menschen herausfordernd werden können. Das beginnt bei den kleinen Smalltalk-Situationen, in denen man sich absolut unwohl fühlt und zieht sich weiter über das generelle Angstgefühl davor, anders zu sein als alle und nicht dazu zu gehören. Die Comics sind dabei recht locker miteinander verbunden, sodass man entweder ein paar einzelne Seiten lesen und durchs Buch blättern oder den dezenten roten Faden Schritt für Schritt nachverfolgen kann. Die Illustrationen sind dabei mit sehr viel Liebe und Detail angefertigt worden – man sieht einfach, dass die Cartoonistin mit sehr viel Hingabe an dem Projekt gearbeitet hat und das verdeutlicht noch einmal, wie sehr ihr die Thematik selbst am Herzen liegt. Und so merkt man auch, dass die Comics von jemandem erschaffen wurden, der ganz genau versteht, was es bedeutet, introvertiert zu sein – in einer lauten Welt voller extrovertierter Menschen, zwischen denen man sich schnell mal seltsam und allein fühlen kann.

Ich habe jede einzelne dargestellte Situation nachvollziehen können. Teilweise hatte ich das Gefühl, Debbie Tung würde mein eigenes Leben abbilden – und das beschreibt die Wirkung der Graphic Novel auf den Leser ziemlich gut. Man fühlt sich endlich, endlich verstanden. Endlich merkt man, dass man nicht allein ist, dass es andere Menschen da draußen gibt, die ähnlich denken und fühlen. Das spendet wahnsinnig viel Trost und ich glaube, das Buch hätte mir sehr gut getan, wenn ich es schon mit 14 oder 15 Jahren entdeckt hätte. So hoffe ich, dass es andere Menschen in diesem Alter gibt, die das Buch jetzt entdecken können und ein wenig Trost finden. Doch nicht nur für Jugendliche ist es geeignet – da zu einem sehr großen Teil altersunabhängige Momente und Situationen aus der Arbeitswelt thematisiert werden, ist das Buch meiner Meinung nach genauso gut für Erwachsene Interessierte gemacht!

In manchen dargestellten Alltagsmomenten musste ich vor mich hin grinsen, weil Debbie Tung perfekt illustriert hat, wie ein gelungener freier Tag für mich aussieht: Ganz allein daheim, an einem Regentag, ohne die Verpflichtung, irgendetwas unternehmen zu müssen. Genau so gab es aber auch Momente, die ich verstehen konnte, weil ich mich einst in gegenwärtigen Situationen genau so beklommen gefühlt habe wie Debbie. Meine liebsten Seiten in der Graphic Novel waren allerdings jene, die gezeigt haben, wie man Kraft aus dem Introvertiert-Sein schöpfen kann. Welche Möglichkeiten es uns bietet und wie man sich daraus ein schönes, erfülltes Leben aufbauen kann. Ich finde es toll, dass “Quiet Girl” so vielseitig ist und nicht nur Schattenseiten, sondern auch das Positive zum Vorschein bringt. 

Mit der Bewertung einer solchen Graphic Novel, die keinen wirklichen Plot hat, ist es natürlich schwieriger als mit einem komplexen Roman. Kritisch gesehen hat mir inhaltlich und emotional das besondere Etwas gefehlt und ich kann nicht sagen, dass mich die Graphic Novel wahnsinnig gelegt oder etwas in mir gemacht hat, doch das ändert nichts daran, dass ich das Buch jedem empfehlen würde, der eine kleine, gemütliche Zuflucht sucht und sich nach dem Gefühl sehnt, verstanden zu werden. Egal, ob man nur 2-3 Seiten oder gleich das ganze Buch lesen möchte, hat man hiermit auf jeden Fall eine schöne Zeit und kann immer wieder nach dem Buch greifen, eine Seite aufschlagen und ein wenig ich-bin-okay-so-wie-ich-bin-Luft schnuppern.


Mein Fazit

“Quiet Girl” ist eine schöne, kurzweilige Sammlung toller Minicomics, die alles rund ums Introvertiert-Sein thematisieren und zeigen, dass es okay ist, wenn man eben nicht gerne auf lauten Partys zugegen ist und stattdessen immer den ruhigen Abend auf der Couch wählen würde. Es gibt Lesenden jeder Altersklasse das Gefühl, verstanden zu werden und in dieser großen, lauten Welt definitiv nicht allein zu sein. Ich mochte es sehr und kann es auf jeden Fall weiterempfehlen.


Meine Bewertung: 4/5 ⭐

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