Ein Ozean tobte hinter seinen Augen. Ein tiefer, unergründlicher Ozean, der sie verschlingen würde, wenn sie auch nur einen Schritt hineinwagte.
Beril Kehribar
Informationen zum Buch
Titel: Schattenthron #1 – Erbin der Dunkelheit | Autor: Beril Kehribar | Genre: Fantasy/Jugendbuch | Verlag: Carlsen Verlag | Anzahl Seiten: 352 | Erscheinungsdatum: 27.01.2022 | ISBN: 978-3-551-30464-3 | Preis: 15,00€ (Klappenbroschur)
Klappentext
Kaaya hat keine Vergangenheit, keine Erinnerungen, keine Familie. Nichts außer Arian, der sie einst von den Straßen geholt und bei sich aufgenommen hat. Doch bevor sie ihrem besten Freund sagen kann, was sie wirklich für ihn empfindet, wird seine Seele von einem Schattenelfen gestohlen und er bleibt als Hülle zurück. Um ihn zu retten, reist die 18-Jährige ins Reich der Schatten, wo sie sich inmitten eines uralten Krieges wiederfindet. Das, was Kaaya dort über sich erfährt, bringt alles ins Wanken, an das sie bisher geglaubt hat. Sie muss erkennen, dass sie niemandem mehr vertrauen kann, nicht einmal sich selbst und ihren eigenen Gefühlen – gerade wenn es um den mysteriösen Kronprinzen Ilias geht, der seine ganz persönliche Mission verfolgt …
Quelle: https://www.carlsen.de/softcover/schattenthron-1-erbin-der-dunkelheit/978-3-551-30464-3
Wenn ich das Buch mit 3 Worten beschreiben müsste…
spannend
dynamisch
kurzweilig
Meine Meinung
Ihr Lieben, heute melde ich mich mit einer Rezension zu “Schattenthron – Erbin der Dunkelheit” von Beril Kehribar bei euch – und können wir kurz darüber reden, wie regelmäßig ich im Moment Rezensionen hochladen kann? Ich freue mich so, dass sich mein Alltag endlich wieder ein wenig normalisiert hat. Auf “Schattenthron” war ich schon ganz gespannt, weil ich Beril schon eine Weile über Instagram verfolge und ihr angemerkt habe, wie sehr sie für ihre Charaktere brennt. Da hat es mich sehr gefreut, dass Carlsen mir Überraschungspost hat zukommen lassen – vielen lieben Dank an dieser Stelle!
Aber kommen wir nun zur eigentlichen Rezension.
Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir schwer, meine Meinung zu “Schattenthron” zum Ausdruck zu bringen. Ich habe mich sehr auf die Geschichte gefreut und hatte nach dem Hype, von dem ich auf Instagram umgeben war, auch recht hohe Erwartungen – letztendlich hat das Buch einige Stärken, die mir gefallen haben, doch insgesamt muss ich leider zugeben, dass ich gewissermaßen ein wenig enttäuscht war. Ich glaube, dass einiges davon auch mit meinem persönlichen Geschmack zusammenhängt, aber dazu später mehr.
Lasst mich zunächst darauf eingehen, welche Aspekte von “Schattenthron” mir positiv aufgefallen sind, bevor wir zu meiner Kritik kommen.
Womit Beril mich von Anfang an abgeholt hat ist ihr mitreißender Schreibstil. Sie schreibt sehr lebhaft, lässt viele Charaktere durch unterschiedliche Perspektiven sprechen und sorgt dafür, dass ich wie im Rausch hintereinander weg Kapitel um Kapitel gelesen habe. Ihrem Erzählstil zu folgen fiel mir sehr leicht und ich habe mich beim Lesen insgesamt wohl dadurch gefühlt. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und habe “Schattenthron” auch vom eigenen Lesetempo her viel schneller gelesen als andere Bücher, und das, obwohl es High Fantasy ist.
Da “Schattenthron” recht viele wichtige Charaktere beherbergt, hat sich die Wahl der verschiedenen Perspektiven als sehr weise herausgestellt. So konnte man Einblicke in die verschiedenen Gedankenwelten erhalten, was insofern besonders wertvoll war, weil manche Charaktere bereits Informationen haben, die anderen vorenthalten werden. So hat man eine gute und wahrlich interessante Draufsicht auf das insgesamt unterhaltsame Geschehen, was mir sehr lieb war. Manchmal wechselten diese Perspektiven sogar innerhalb einer einzigen Szene, was zur starken Dynamik der Geschichte beigetragen hat.
Generell hat mir die Konstellation der gesamten Gruppe gefallen – es gibt sehr unterschiedliche Charakterzüge, die, alle versammelt auf einem Fleck, mal miteinander kollidieren und mal harmonieren. Mir persönlich hat Luana am besten gefallen, obwohl sie sonst keine Persönlichkeit ist, von der ich behaupten würde, dass sie mir von Anfang an sympathisch ist. Ihre Willenskraft und Besorgnis um geliebte Menschen scheint es mir angetan zu haben, doch allgemein konnte ich mir ihre Gedankenwelt von allen wohl am besten vorstellen. Was die Gruppe vom Zusammenwirken her ansonsten sehr spannend macht ist die Tatsache, dass die so groß erscheinende Gruppe sich gelegentlich für verschiedene Missionen aufteilt, sie letztendlich aber wieder zusammenfinden, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen und ihr gemeinsames Ziel zu erreichen.
Nicht vergessen werden darf auch, dass “Schattenthron” von vorne bis hinten spannend ist – es geschieht auf jeder einzelnen Seite etwas Aufregendes, sodass Langeweile nicht aufkommen sollte. Was ich zunächst für eine Stärke des Buches hielt, deckte für mich jedoch im weiteren Verlauf mehrere Schwächen auf. Denn während sich die Handlung von einem spannenden Ereignis zum nächsten schwingt, hat mir dazwischen etwas gefehlt: Die Ruhe und die Zeit, um die Charaktere und die Welt kennenzulernen. Das beginnt bereits damit, dass den Lesenden nur ein paar Seiten gegeben werden, um in die Story hineinzufinden. Direkt daraufhin passiert etwas wahnsinnig Dramatisches, was mich, wenn ich die Figuren besser gekannt hätte, beinahe genau so hätte verzweifeln lassen wie Kaaya, die sich weinend fragt, was sie tun soll. Doch das fehlte – und so habe ich zwar erkennen können, wie Kaaya sich fühlt, dieses Gefühlschaos aber nicht einmal ansatzweise nachvollziehen können.
Leider ist das nicht nur am Anfang der Fall, sondern zieht sich für mich durch das gesamte Buch durch. Die Charaktere und ihre Emotionen konnten mich leider nicht wirklich erreichen, weil sich mir keine Gelegenheit geboten hat, um sie richtig kennenzulernen. Das scheint an der Geschwindigkeit zu liegen, mit der die Geschichte erzählt wird. Ich hatte konstant das Gefühl, als hätte jemand – wie bei Hörbüchern – die doppelte Geschwindigkeit aktiviert, ohne mich vorher zu fragen. Freundschaften, die elementar für die Entwicklung der Geschichte sind, erschienen mir viel zu schnell geschlossen und dadurch unglaubwürdig – der Zusammenhalt zwischen Kaaya und Co. war zwar da, aber für mich eben leider ohne verständlichen Hintergrundbezug. Dialoge sind kurz und knapp auf das wichtigste reduziert, große Reisen mit einer Dauer von zwei Tagen werden innerhalb von einer halben Seite abgehandelt und mir hätte es für den Aufbau der Atmosphäre und der Emotionen geholfen, wenn Beril darauf mehr eingegangen wäre. Die Welt als solche und die Idee der Geschichte haben mich nämlich sehr interessiert, besonders die Vorstellung vom Nebulum als Parallelwelt und die Rolle, die Ilias in der gesamten Handlung spielt. Hätte das Buch vielleicht 100 Seiten mehr gehabt, um alldem den Raum zu geben, den es verdient hat, hätte es mich von sich überzeuge können, da bin ich mir recht sicher.
Dazu sei aber auch gesagt, dass ich eine Leserin bin, die gerne jedes kleinste Detail aufsaugt und ausladende, tiefgründige Schreibstil liebt. Nur so gelingt es mir, richtig tief in eine Geschichte einzutauchen. Andere Lesende, die sich nicht gerne an Details aufhalten und sich oft fragen, wann es endlich zur Sache geht, könnten mit diesem Buch sehr glücklich werden. Mich hingegen konnte es leider nicht so abholen wie erwartet, was mir umso bewusster wird, je mehr ich darüber nachdenke. Ob ich Band 2 lesen werde, kann ich noch nicht mit Gewissheit sagen, aber der gemeine Cliffhanger am Ende hat auch meine Neugier geweckt und ich habe den Drang, herauszufinden, was es mit den finalen Geschehnissen auf sich hat.
Mein Fazit
“Schattenthron – Erbin der Dunkelheit” ist für mich leider nicht das Fantasybuch geworden, das ich mir erhofft habe. Charaktere, Emotionen und Atmosphäre blieben mir leider aufgrund der rasend schnellen Erzählgeschwindigkeit fern, wodurch ich weder richtig mitfiebern noch inhaltlich hinterherkommen konnte. Für weniger detailverliebte Leser, die ein recht interessantes Fantasybuch für Zwischendurch suchen, das man an einem einzigen Tag durchlesen kann, könnte das hier genau die richtige Wahl sein.
Geht mir genauso! Hatte leider mehr erwartet und mir hat das gewisse extra gefehlt
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