Egal, wer dir eine Hand reicht: Die Arbeit machst immer noch du. Und selbst wenn du dich eine Zeit lang mehr auf andere stützt, ist das nichts Verwerfliches. Das heißt nur, dass du den Mut hattest, andere in dein Leben zu lassen.
Anne Pätzold
Informationen zum Buch
Titel: Right Now – Keep Me Warm | Autor: Anne Pätzold | Genre: New Adult | Verlag: LYX | Anzahl Seiten: 400 | Erscheinungsdatum: 17.03.2022 | ISBN: 978-3-7363-1590-7 | Preis: 12,90€
Klappentext
Marleigh hat Angst. Angst davor, ihre Wohnung zu verlassen. Doch als sie gezwungen ist, zum ersten Mal seit Wochen wieder nach draußen zu gehen, trifft sie ausgerechnet auf Aaron – den Eiskunstläufer, dessen Videos sie an den dunkelsten Tagen über Wasser gehalten und ihr geholfen haben, die Realität wenigstens für einen kurzen Augenblick zu verdrängen. Was Marleigh jedoch nicht ahnt: Aaron, der ihr so viel Mut und Hoffnung gegeben hat, leidet selbst. Denn seit seinem Unfall vor drei Monaten hat er sich nicht mehr aufs Eis getraut …
Quelle: https://www.luebbe.de/lyx/buecher/new-adult/right-now-keep-me-warm/id_8600220
Wenn ich das Buch mit 3 Worten beschreiben müsste…
wohltuend
bewegend
wärmend
Meine Meinung
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr ein Buch beendet habt und euch nach Weinen zumute ist – einfach aus dem Grund heraus, dass es vorbei ist? Dass ihr traurig seid, weil ihr nicht mehr und mehr und mehr und noch mehr von der Geschichte lesen könnt, die euch und eurem Herzen so, so gut getan hat? Ich habe vor ein paar Tagen „Right Now“ gelesen und wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte – zu dem Zeitpunkt, als ich das Buch aufgeschlagen und das erste Kapitel gelesen habe – würde ich es ohne zu zögern tun. Weil „Right Now“ auf seltsam-wunderschöne Weise irgendwie alles für mich ist. Es ist alles und so viel mehr und es ist so schwer, das in Worte zu fassen, weil ich so viel fühle und gar nichts weiß wohin mit mir. Ein herzliches Danke an den LYX Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es ist ein Lieblingsbuch, das ohne vorher anzuklopfen die Tür zu meinem Herzen aufgerissen und „hier bin ich“ geflüstert hat. Und während des Lesens hat es sich sehr intensiv an meinem Herzen zu schaffen gemacht, hat ein paar Wunden aufgerissen und andere geschlossen.
Ich habe „Right Now“ geliebt. Aber „lieben“ ist hier irgendwie das falsche Wort, denn es klingt viel zu simpel für die Tränen, die sich so oft in meine Augen geschlichen haben, für das Lächeln, das manchmal gar nicht von meinem Gesicht verschwinden wollte, für die vielen Momente, in denen ich laut geseufzt und mich gefragt habe, ob es gesund ist, dass mein Herz im ersten Moment aussetzt und dann wieder viel zu wild zu schlagen beginnt.
Eine vernünftige Rezension kann das hier nicht werden, das ist quasi vorprogrammiert, vielmehr wird es ein Gewusel aus Gefühlen, Herzschmerzattacken und Sehnsuchtsmomenten.
Was „Right Now“ so wundervoll gemacht hat, ist, dass die Geschichte eher ruhig ist. Es passieren nicht wahnsinnig viele außergewöhnliche Dinge – dafür geht es ehr um die kleinen und großen Herausforderungen, die der Alltag schon so manches Mal für jeden von uns darstellen kann. Und für Marleigh ist der Alltag, so wie die meisten Menschen ihn vermeintlich kennen, eine riesige Herausforderung. Vor die Tür zu treten, ist eine Herausforderung. Mit dem Bus zu fahren, ist eine Herausforderung. Einkaufen zu gehen, ist eine Herausforderung. Kontakte zu knüpfen, ist eine Herausforderung. Und wie Anne all das beschrieben hat – Marleighs Ängste, ihre innere Panik, die ständige Anspannung und der Wunsch, einfach wieder normal zu sein…es traf mich direkt ins Herz. Das ist eine Gefühlsbeschreibung, die auf so ziemlich das ganze Buch zutrifft: Es hat mich einfach mit voller Wucht direkt ins Herz getroffen. Zum einen Teil wollte ich Marleigh sanft an der Schulter berühren und ihr sagen, dass wir das alles irgendwie wieder hinbekommen, und zum anderen habe ich die Seiten angestarrt und mir einfach nur gedacht: „I feel you.“ Und manchmal hat Anne Pätzold durch Marleigh hindurch so gute Worte für meine eigenen Gefühle gefunden, dass es mich völlig aus dem Nichts zum Weinen gebracht hat. Und manchmal habe ich mit Marleigh geweint, weil wir uns irgendwie ein Herz geteilt haben und ich sie zu gut verstanden habe, um emotional Abstand zu nehmen.
Und als wenn mich das auf der Gefühlslebene nicht schon ausreichend mitgenommen hätte, ist da auch noch Aaron. Aaron, der mein Herz mal zum Weinen, mal zum Lachen gebracht hat. Aaron, den ich ebenso wie Marleigh gerne gedrückt hätte. Aaron, der nach seinem Unfall auf dem Eis zurück in sein Leben will, aber nicht kann. Auch er kämpft mit eigenen Sorgen und Ängsten und fühlt sich so schwach, wobei er eigentlich so, so, so stark ist. Und er und Marleigh…sie brauchen einander. Weil sie gemeinsam weniger allein sind, weil sie sich gegenseitig Halt geben und sich ermutigen, nach der Hoffnung zu greifen. Weil sie einander zeigen, dass nichts für immer bleiben muss und es aus jedem Zustand einen Ausweg gibt. Weil ihre eigene Welt in Gegenwart des anderen ein wenig leiser wird. Weil sie im anderen trotz all der Dunkelheit ein wenig Licht finden. In einem Lächeln. In Abenden, an denen man das Handy nicht aus der Hand legen kann, weil man immer nachschaut, ob der andere schon eine Antwort geschickt hat. In Umarmungen, die zeigen, dass der andere nie zu weit entfernt ist, um dich aufzufangen, wenn du glaubst zu fallen.
„Right Now“ ist keine einfache Geschichte. Ja, sie hat mein Herz zum Fliegen gebracht. Aber es hat beim Lesen auch ein paar Bruchlandungen erlitten, nach denen es sich dennoch immer wieder in die Lüfte geschwungen hat. Und davon erzählt „Right Now“ irgendwie auch. Es erzählt vom freien Fall, von endlos erscheinender Dunkelheit, vom Gefühl der Auswegslosigkeit, vom Fliehen und davon, irgendwie allein zu sein. Doch es erzählt auch von den Personen, die dich auffangen, wenn du zu fallen glaubst. Von dem Licht, das in der Dunkelheit scheint. Von den vielen Möglichkeiten, die auf dich warten. Von der Hand, die dir gereicht wird.
„Right Now“ bedeutet, ein wenig zu brechen und doch auch zu heilen.
Und: „Right Now“ beherbergt ganz ganz viel Alltagsmagie. Wie die Schönheit von Wolken, die rosa zu sein scheinen. Die Magie von Momenten, die mein Herz auf die „Ich-liege-auf-meinem-Bett-und-grinse-die-Leuchtsterne-an-der-Decke-an“-Weise (das hat Marleigh gesagt) zum Hüfen bringen. Donuts. Und noch mehr Donuts. Und Gespräche, die es in meinem Herzen ganz warm werden lassen. Und wunderwunderwundervolle Charaktere. Romie? Bitte bleib stark. Und Jean? Du hattest von Anfang an mein Herz, aber spätestens nach dem Ende hast du es für immer.
„Right Now“ erzählt davon, dass alles besser werden kann. Dass man Rückschläge haben, verzweifelt und traurig sein darf. Dass die Hoffnung immer da ist, und wenn sie noch so klein zu sein scheint.
Ich bin Anne so so so so dankbar für dieses Buch. So dankbar, dass ich es gar nicht richtig zum Ausdruck bringen kann. Aber ich fühle mich jetzt weniger allein. irgendwie leichter. Und ich weiß, dass „Right Now“ mein Breaking-and-Healing-Buch ist. Ein bittersüßes Seelenbuch. Für immer Danke. Dankedankedanke.
Mein Fazit
„Right Now“ ist ein New Adult Buch, das mir viel abverlangt, aber ebenso viel gegeben hat. Es ist ruhig, aber dadurch auf besondere und einzigartige Weise stark. Es ist ein Safe Space, in den ich mich immer wieder flüchten werde. Ein Jahreshighlight – nein, vielmehr ein Lebenshighlight. Ich wünsche mir, dass viele andere Menschen auf Marleigh und Aaron stoßen und erkennen, wie wunderbar sie sind. Und wie wichtig es ist, ehrlich zu sich selbst zu sein. Niemals zu vergessen, dass man nicht allein ist.